Nah und Fern


Nah und Fern

Es fällt schwer einen weiteren Beitrag online zu stellen in Anbetracht der Situation da draussen.

glas
Das Fest ist zu Ende - gehen wir "heim"


Kurz vorm Letzten gingen die Menschen auch ihrem Alltag nach.
Es war der 1. September 39.
Die Zeiger der Uhr zeigten auf 0440 Uhr in der Nacht.

Die Kinder von Kirchbaums gingen am Morgen wie gewohnt zur Schule. Die Mutter ging nach dem Abstauben der Möbel in der guten Stube einkaufen und anschliessend kochte sie. Der Vater Aaron kam schliesslich kurz heim von der Arbeit und wollte seinen Mittag haben. Die Familie sass gemeinsam am Küchentisch und war mit essen beschäftigt.

Aus dem Radio quoll die Nachricht, dass Krieg sei.
Der Vater knurrte leise, dass das alles weit weg sei.
Seine Frau schaute ihn zweifelnd an.


Es waren knapp 30 Grad Plus auf dem Thermometer. Die Sonne erhellte die letzten Strassenwinkel. Am Nachmittag sind die Kinder rüber an den Wannsee zum baden gegangen.

In Wielum stiess die Mutter um 0453 Uhr die Tür des Zimmers von Janosh auf und schrie ihn an, dass er sich anziehen soll. Sie grapschte alles in der Küche zusammen, was ihre Hände halten konnten und stopfte es in die Schürze und unter ihre Bluse. Die Erschütterungen waren mehr und mehr fühlbarer unter den Füssen und die Einschläge kamen immer näher.

Janosh hatte nicht einmal seine Schuhe richtig zugebunden, da zog ihn die Mutter zur Tür heraus. Sie liefen raus auf's Feld. Von dort aus hatte er auch die Bomber sehen können und wie sie ihr Material abgeworfen haben.

Damals hörten sie doch auch die Reden der Politiker.
Bevor geschah, was geschehen.
Ahnten. Wussten.


Einige konnten noch nach Übersee. Rechtzeitig. Andere hegten die Hoffnung, dass ihnen nichts geschehen oder es nie soweit kommen würde.

Es ist diese Grenze in dir. Einerseits sich vorbereiten, mental, materiell und andererseits nach draussen ein normales Leben führen zu müssen. Du kannst niemanden vertrauen, niemanden sagen, was du weisst, was du siehst, was erkennbar.

Eine Art Spannung lebt im Innern.
Wohl dem, der offen ist für viele Lebens- und Informationsseiten. Wohl dem, der mehrere Sprachen spricht und dadurch mehrere Quellen lesen kann. Danach diese ganzen Mosaiksteine zusammen setzen und sich ein Bild machen.

Mag vielleicht nicht unser eigenes Haus getroffen werden, doch die Kommunikation wird nicht mehr sein. Stromausfall. Der Nachschub von Nahrungsmitteln wird behindert sein. Die Städter werden her aufs Land kommen, so wie damals auch. Es ist nicht der Augenblick, es sind die Nachwehen, die zu bedenken sind.

Wenn die Landwirte nicht mehr anbauen können, weil sie nicht mehr sind oder weil ihre Maschinen und ihr Hof unbrauchbar. Dann wird sich der Hunger breit machen und so mancher wird sich holen, was er denkt, dass es ihm gehören soll.

Es werden keine Brummis mehr fahren, wegen Benzinmangel, also uns kein Toilettenpapier und anderes mehr bringen können.

Wie lange wird es dieses Mal dauern, bis wir wieder ein Stück Schokolade essen können und wer wird sie uns schenken?

Ende 2015 sagte der Herr in Rom, dass dieses Weihnachten unser letztes sein könnte. Wir sind in 2016 und die Ereignisse jagen sich gegenseitig. Die Meldungen und Reden reissen nicht ab. Sie sind verflixt ernst zu nehmen. Irgendwie kommt bei mir das Gefühl hoch um irgendetwas beraubt worden zu sein. Von denen.

Nachdenkliche
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Pack die Badehose ein - Cornelia Froboess - Berlin/Strandbad Wannsee