Einer, der sie nicht ansieht


Doc Mozart

Die Erzählungen und die in den Beiträgen erwähnten Personen dieser Geschichten sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Wir sassen einfach so zusammen und es kam dieses Thema auf. So, als ob etwas ganz sachte bei ihm aufbrechen wolle. Einzelne Erlebnisse fanden vom Inneren nach Aussen hin ihre Worte.

Knappe Worte, unfertige Sätze kamen über seine Lippen.
Hier übersetzt, damit seine Erlebnisse endlich sichtbar werden können.

Auf seinen Wunsch hin.
Vertrauensbasis, Einverständnis, Freundschaft.


Es hiess, es soll Kontakt zur örtlichen Bevölkerung aufgenommen werden. Vertrauen solle zu ihnen geschaffen werden. Aus diesem heraus müssten auch diverse Informationen von der Bevölkerung an die Einzelnen aus seinen Reihen ergehen -

zumindest nach der Vorstellung derer, die solche Befehle formulierten.

Interessanter Weise steht nirgends geschrieben, wo sich ein Soldat in seiner Freizeit aufhalten müsse. Innerhalb des Quartieres oder ausserhalb dessen.

Nirgend gibt es eine Vorschrift zu diesem zu lesen.
Ein Versäumnis der Obrigkeit.


Es sei denn, der Kommandant der Truppe würde einen entsprechenden Befehl austeilen. Natürlich wird ihnen suggeriert, dass ausserhalb der schützenden Zonen die Gefahren zu hoch seien und daher jeder im Quartier bleiben möge.

Wegen Gefahr der ganzen Truppe.

Doch er scherte sich nicht darum, was die Obersten sagten oder unausgesprochen voraus setzten. In Zivilbekleidung war er in seiner Dienstfreien Zeit regelmässig vor den Toren.

Schon bei seinem ersten Aufenthalt hier.
Das hier war sein Zweiter.


Die Einheimischen beäugten ihn argwöhnisch, wenn er auf den Strassen war. Ab und an kaufte der Soldat Pierre an den Marktständen Obst ein oder schaute sich bei den Strassenhändlern um, was sie auf ihren Karren feil boten. Oftmals wurde er von Einheimischen umringt, wenn er zum Bezahlen der gekauften Ware seinen Rucksack öffnete. Der Inhalt lag für sie offen und schnell machte es in der Umgebung die Runde, dass er Arzt sei. Für alle waren seine Pins, welche am Rucksack hingen, etwas völlig Interessantes.

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Wer hatte schon hier einmal einen Elchpin gesehen?


Er trug ausser seinem Rucksack noch ein Markenzeichen an sich:

Die weissen Ohrenknöpfe aus denen Musik drang. Klassische Musik - und gerade die Kinder wollten ganz genau wissen, wie das funktionierte. Schon hunderte Male wurde ihnen von ihm erklärt, dass er ein kleines Kästchen in der Jackentasche hatte aus dem ein Kabel kam. Dieses Kabel hatte an seinem Ende zwei Knöpfe und diese steckte er den Kinder in ihre Ohren.

Gelächter war bei ihnen gemischt mit grossem Erstaunen.

Regelmässig mischte sich Pierre unter das Volk und nach und nach kam er mit den Männern hier ins Gespräch. Gerade die Kaufleute waren sehr gute Träger für die Information, dass er anders sei.

Anders, als die anderen.
Das sagten sie ihm auch direkt. Anders.
Denn er sah ihnen nie direkt in die Augen.


Die Einheimischen deuteten dieses als Respekt seitens von ihm an sie. Auch stellten sie fest, dass er schon gar nicht deren Frauen ansah, so, wie die anderen Uniformierten, die sich in ihrem Land aufhielten.

Hin und wieder waren die Einkäufe mittlerweile von einer Einladung zu einem Glas Tee in den hinteren Räumen der Läden begleitet. Hier wurde offenbar, was sich die Menschen wünschten, was sie bräuchten.

Zu dem alten Said, dem Gewürz- und Obstverkäufer hatte Pierre ein besonderes Verhältnis.

Said war angenehm überrascht, dass er ein paar Bröckchen seiner Sprache kannte und Said war einigermassen des Englischen mächtig. Said war vor dem Krieg Geschichtslehrer an der Universität in der Hauptstadt. Doch sie konnten ihn nicht mehr bezahlen und so kehrte er zurück zu seiner Familie, die hier in einem sechzig Kilometer entfernten Dorf lebte. Said kam in die Stadt, da er ein Einkommen erzielen musste, damit seine Familie wenigstens eine kleine Überlebenschance hätte.

Pierre erfuhr von ihm auch, wie die Versorgung hier im Hinterland funktionierte.

Regelmässig kamen Grosslieferanten mit Lastwägen aus der Hauptstadt in die kleineren Städte und so konnte man Obst, Gemüse, Elektrowaren, Stoffe, also die Dinge des täglichen Lebens bei ihnen kaufen. Die Waren kamen aus den angrenzenden Ländern und die Lieferanten nutzten den Krieg hier im Land aus. Die Preise waren sehr hoch!

So konnten die Waren von den einzelnen kleineren Händler an die örtliche Bevölkerung weiter verkauft werden. Die Versorgung war knapp, aber es reichte für ein Überleben.

Seinem Vorgesetzter, ein Schulfreund von ihm, schrieb Pierre regelmässig die Dinge auf, die er draussen hörte und erlebte. Die beiden Männer waren recht gute Freunde -

doch diese Freundschaft beruhte immer auf beruflicher Basis-
nie privat!


An einem Tag kehrte Pierre in das Hauptquartier zurück und erlebte eine böse Überraschung! Er wurde zu seinem Vorgesetzten gerufen. Direkt von den Wachen am Tor wurde ihm die Nachricht übermittelt.

Pierre tritt in das Zimmer seines Vorgesetzten ein.

Fortsetzung folgt.

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