Gestatten? Mohr.


Gestatten? Mohr.


Die letzten Wochen wird von diversen Akteuren gefordert, das Wort "Mohr" überall wo es auftaucht zu entfernen. Schauen wir doch einmal in die Geschichte, der Herkunft und Verwendung des Wortes "Mohr".

Mohr ist eine veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe.

Historisch (alt- und mittelhochdeutsch) bezeichnete es zunächst Bewohner Nordafrikas (
Mauren), bereits im Mittelalter auch verallgemeinert Menschen mit dunkler Hautfarbe, seit dem 16. Jahrhundert ausschließlich in dieser erweiterten Bedeutung.

Das Wort wird seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nur noch selten gebraucht, und wenn, dann im historischen oder literarischen Zusammenhang oder als Teil von Bezeichnungen, z. B. als Wappenfigur in der Heraldik.

Die Bezeichnung und das Bild des Mohren fanden außerdem Eingang in zahlreiche Folgebezeichnungen, zum Beispiel im
Bereich der Fauna und Flora.

Bildliche Darstellungen des Mohren dienten als Unternehmenslogo und in der Werbung für bestimmte Produkte, aber auch im Rahmen unterschiedlicher Bräuche.

Seit etwa 1960 wurde auf eine Zwiespältigkeit des Wortes zwischen historischer Entwicklung und Verwendung als stereotype Bezeichnung hingewiesen, die eine bestimmte Vorstellung von einem Schwarzen wecke, was zu Diskussionen um dessen diskriminierenden Charakter führte.

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Sprachgeschichte

Das Wort ist im Althochdeutschen des 8. Jahrhunderts in der Form mōr belegt, im Mittelhochdeutschen als mōr oder mōre.

Es bezeichnete zunächst einen „
Bewohner Mauretaniens (Marokkos), Äthiopiens“, dann auch einen Menschen mit dunkler Hautfarbe, und ist eine Entlehnung aus dem lateinischen Maurus,

„Bewohner der nordafrikanischen Provinz Mauretanien, Maure, Nordwestafrikaner“.

Die lateinische Bezeichnung Maurus „
Maure“ wiederum geht auf altgriechisch Μαῦρος Mauros, „Bewohner Mauretaniens“, zurück;

das antike Königreich hat mit dem heutigen westafrikanischen Staat Mauretanien nichts gemein. Das Ausgangswort ist umstritten. Es wird einerseits auf eine Entlehnung aus dem
Phönizischen oder aus einer Berbersprache zurückgeführt, andererseits auf griechisch μαυρός mauros „braun, schwarz“.

Dem könnte ἀμαυρός amauros „dunkel, undeutlich, schwer zu sehen; blind, hilflos“ zugrunde liegen.

Dies kann aber auch eine Sekundärbildung zur ethnischen Bezeichnung sein, denn Wort und Bedeutung sind erst in späterem Griechisch nachgewiesen.

Für William Shakespeares Theaterstück Othello, der
Mohr von Venedig, etwa 1603/04 geschrieben, wurde auf eine Verbindung zu griechisch μωρός mōros, „stumpf; töricht, dumm“, hingewiesen.

Sowohl das einfache
mōr als auch hellemōr („Höllenmohr“) wurden als Synonym für den Teufel verwendet, den man sich damals mit schwarzer Hautfarbe vorstellte.

So dichtete Walther von der Vogelweide: „Nun lehret ihn sein schwarzes Buch, das ihm der Hölle Mohr gegeben hat, und aus ihm lesen sie nun vor.“

Im Mittelhochdeutschen wurde außerdem zwischen
swarzer mōr („Maure mit dunkler Hautfarbe“) und mōr („Maure“) unterschieden.

Ab dem
16. Jahrhundert galt „Mohr“ ausschließlich als Synonym für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe, während der Maure fortan als solcher bezeichnet wurde.

English moor, italienisch und spanisch moro sowie französisch maure bewahrten dagegen die ethnische oder geographische Zuschreibung.

Als im
18. Jahrhundert der Ausdruck „Mohr“ zunehmend durch „Neger“ ersetzt wurde, entwickelte sich ein Gegensatz vom edlen Mohren einer noch vorkolonialen Vorstellungswelt und dem kolonialen primitiven Neger.

Rassentheoretische Versuche, zwischen schwarzafrikanischen „Negern“ und „weißafrikanischen“ „Mohren“ zu differenzieren oder Völker Afrikas mithilfe der Hamitentheorie zu kategorisieren, sind heute obsolet.

Die Bezeichnung „Mohr“ für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch historisch verwendet.

Wie auch der Ausdruck „Neger“ wird „Mohr“ als ein rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden.

Laut der Kulturwissenschaftlerin Susan Arndt ist vor diesem Hintergrund zu überdenken, ob diesem Begriff als Bezeichnung für beispielsweise Straßen oder Apotheken weiterhin ein „terminologisches Denkmal gesetzt“ werden soll. Ihrer Ansicht nach sei mit Begriffen wie Mohr, Neger aber auch Mischling zu brechen.

Bedeutung in anderen Sprachen

Dänisch und schwedisch morian, und das davon abstammende finnische murjaani, sowie polnisch murzyn haben ein ähnliches Bedeutungsspektrum wie Mohr.

Im
Französischen wird sowohl le more als auch le maure (ebenso Lemaure) in der Regel als „der Maure“ verstanden. In den aktuellen Wörterbüchern gilt die Schreibweise mit o daher lediglich als orthographische Variante.

Die
Sarden nennen die vier „Mohren“ auf ihrem Wappen und auf ihrer Fahne Sos Bator Moros, wobei Moru mit „Braun-“ bzw. „Dunkelhäutiger“ zu übersetzen ist.

Die
Korsen sprechen entsprechend von U Moru. Beides ist im Deutschen eher mit „der Maure“ zu übersetzen als mit „der Mohr“.
Im
Italienischen bedeutet il moro zunächst der Mohr im Sinne von „der Dunkle“ (siehe Ludovico Sforza) oder „Schwarzbraune“, nicht aber „der Schwarze“ (il nero).

Es ist eine Bezeichnung, die eher auf die dunkelhäutigen Mauren als auf Schwarzafrikaner bezogen wird.

Im
Spanischen ist el moro ebenfalls nicht der Mohr, sondern historisch eine Bezeichnung für die arabisch-muslimischen Mauren, die Spanien zwischenzeitlich erobert hatten. Heute wird es hauptsächlich als negativ besetztes bis diskriminierendes Wort für muslimische Araber allgemein verwendet.

In diesem Zusammenhang ist auch der Beiname „
Matamoros“ für den heiligen Jakobus den Älteren zu sehen, der in der Übersetzung und Ikonographie meist als „Maurentöter“ bzw. „Maurenschlächter“, nur selten als „Mohrentöter“' bzw. „Mohrenschlächter“ wiedergegeben wird.

Auch im
Englischen wurden früher mit „the Moors“ die mittelalterlichen muslimischen Einwohner von al-Andalus, also der Iberischen Halbinsel, und des Maghreb bezeichnet, deren Kultur moorish genannt wird.

Der Mohr als schwarzer Afrikaner ist im
Englischen dagegen analog zum Mittelhochdeutschen the blackamoor. Die muslimische Glaubensgemeinschaft in Sri Lanka wird im Englischen ebenfalls als „moors“ bezeichnet, auch wenn kein direkter Bezug zu Afrika besteht.

Die Religionszugehörigkeit zum Islam führte zur Übernahme dieser Bezeichnung für andere moslemische Gruppen.

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Mohr als Stereotyp

Selten beruhen mitteleuropäische Darstellungen von „Mohren“ auf tatsächlichen Begegnungen, weit eher auf Reisebeschreibungen und überlieferten Darstellungen.

Historische Abbildungen von Mohren folgen daher oft einem Stereotyp:

dunkle bis schwarze Haut, dicke Lippen, krauses Haar, oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen „wilder Völker“.

Zahlreiche Wortprägungen, historische Namen, Wappen und Abbildungen haben dieses Bild des „Mohren“ bis heute erhalten.
Begegnungen zwischen Europäern nördlich der Alpen und Afrikanern hatten bis ins
18. Jahrhundert Seltenheitswert.

Zwar lebten und kämpften in der Römerzeit auch dunkelhäutige Afrikaner als Soldaten der römischen Armee in Mitteleuropa, doch endete dies mit der Zeit der Völkerwanderungen.

Im
Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind bildliche Darstellungen von Menschen schwarzer Hautfarbe nördlich der Alpen daher eine bemerkenswerte Ausnahme, während in den italienischen Staaten wie der Republik Venedig der Kontakt zu Afrika nie abriss.

Was für die christliche Komponente im Blick auf den „Höllenmohr“ und den „schwarzen Mann“ zutrifft, hat sich im
Mittelalter durch die veränderte Heiligendarstellung und -verehrung (vor allem Schwarze Madonnen, ein Mohr als einer der Heiligen Drei Könige, Hl. Mauritius) und durch die positive Verwendung von Mohren in bischöflichen Wappen (unter anderem Freising, Würzburg) relativiert.

Erst seit der
Kolonialzeit kamen diese „Mohren“ aus Afrika und Amerika auch als Sklaven an die europäischen Höfe.

An Fürstenhöfen, aber auch bei reichen Bürgern, war es bis ins
18. Jahrhundert eine Prestigesache, „Hofmohren“ zu haben, gewöhnlich als Kammerdiener („Kammermohren“) oder soldatisch gekleidete, eher zur Zier dienende Wachen.

Viele andere kamen auch zum Militär, meist als Spielleute.

Bekannte als Mohren bezeichnete Menschen sind beispielsweise
Anton Wilhelm Amo († nach 1753), der „hochfürstliche Mohr“ Angelo Soliman († 1796) und Ignatius Fortuna († 1789).

Solimans Haut wurde nach seinem Tod präpariert und im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien ausgestellt.

Ein relativ frühes Beispiel für die anthropologische Einordnung von Mohren zwischen europäischem Menschen und Affen stellt das im
Jahr 1784 erschienene Buch Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer von Samuel Thomas von Soemmerring dar. Seine Auffassungen fußten auf dem aristotelischen Konzept der Scala Naturae, der „Stufenleiter der Wesen“, und ordneten allem Leben einen festen Platz in einer Hierarchie „niederer“ und „höherer“ Wesen zu.

Offiziere aus Hessen-Darmstadt hatten dem Mediziner Körper von in Deutschland verstorbenen Sklaven zur Sezierung überlassen.

Diese „Mohren“ waren aus Amerika mitgebracht worden und hier durch Kälte, Infektionskrankheiten oder Selbstmord gestorben.

Sömmering stellte seine Befunde dieser Sektionen Befunden gegenüber, die er an den Leichen von Europäern und exotischen Tieren gewonnen hatte. Er sah das „
praktische Vorurtheil“ bestätigt, „dass im allgemeinen, im Durchschnitt, die afrikanischen Mohren doch in etwas näher ans Affengeschlecht, als die Europäer gränzen.
Sie bleiben aber drum dennoch Menschen
.“

Schließlich dienten einige als Mohren bezeichnete Menschen als
Ausstellungsattraktionen auf Jahrmärkten, Wandermenagerien, später in speziellen Völkerschauen (beispielsweise im zoologischen Garten der Firma Hagenbeck).

Die Blütezeit der Völkerschauen war in Europa zwischen 1870 und 1940.

May Ayim, eine der Pionierinnen der afrodeutschen Bewegung und der kritischen Weißseinsforschung in Deutschland, übte in diesem Zusammenhang in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutliche Kritik an der christlich-abendländischen Farbsymbolik, die „die Farbe Schwarz von jeher mit dem Verwerflichen und Unerwünschten in Verbindung“ gebracht habe:

„Entsprechend sind in der frühen Literatur Beispiele zu finden, wo weiße Menschen durch unrechtmäßiges Verhalten zu ‚Mohren‘ werden. Im Kirchenvokabular des Mittelalters wurden in markanter Weise ‚Aethiops‘ und ‚Aegyptius‘ zeitweise als Bezeichnungen für den Teufel benutzt.

Religiös bestimmte Vorurteile und Diskriminierungen bildeten so einen Teil des Fundamentes, auf dem sich in der Kolonialzeit mühelos ein Konglomerat rassistischer Überzeugungen entfalten konnte, welches die Schwarzen Heiden (Mohren) zu Schwarzen Untermenschen (Negern) werden ließ.“

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Das „Mohrenland“:
Zur geografischen Herkunft der „Mohren“

Heute wird das Wort „Mohr“ mit Menschen aus Subsahara-Afrika in Verbindung gebracht, der historische Sprachgebrauch zielt dagegen auf Menschen aus nordafrikanischen Regionen, vor allem aus Nordostafrika (Äthiopien, Eritrea, Abessinien, Aksum, Nubien) und Nordwestafrika (Mauretanien, Westsahara, Mali, Marokko, Algerien, Bidhan).

Im Deutschen hat das Wort „Mohr“ allem Anschein nach historisch eine stärkere Affinität zum altgriechischen Wort
aithiops (für „verbranntes Gesicht“).

Die Identifizierung von Mohren mit Mauren kommt von der zugrundeliegenden Lautähnlichkeit und dem spanischen Einfluss, wo
moro aus historischen Gründen das Wort für den arabisch-islamischen Mauren ist.

Wenn im
Mittelalter, so zum Beispiel auch im Zusammenhang mit dem „Freisinger Mohr“, latinisiert von caput aethiop(i)s bzw. caput ethiopicum die Rede ist, hat dies im damaligen Kontext daher nicht unmittelbar etwas mit Äthiopien zu tun, sondern ist bereits allgemein mit „Mohrenkopf“ zu übersetzen.

In diesem Sinne übersetzt auch Martin Luther das
Land Kusch, das sich südlich an Ägypten anschloss (Ez 29,10 LUT) und im griechisch-römischen Sprachraum den Namen Äthiopien erhielt (so auch in der Septuaginta), konsequent mit „Mohrenland“.

Dabei gibt Jer 13,23 LUT den Ausschlag, wo es heißt:

„Kann etwa der Kuschite seine Haut wandeln oder der Panther seine Flecken?“

Auch hier steht bei Luther „der Mohr“. Der Prophet Jesaja hat dagegen bei seiner Beschreibung der Kuschiten (Jes 18 EU)
nicht auf die Hautfarbe angespielt, sondern stattdessen auf ihre Körpergröße („hochgewachsen“) und Unbehaartheit („blank“).

Im Blick auf den äthiopischen Kämmerer scheint Luther außerdem die Ausdrücke „Morgenland“ und „Mohrenland“ miteinander zu identifizieren.

1670 schrieb Jerónimo Lobo über die „wahre Beschaffenheit des Mohrenlandes, sonderlich des abbysinischen Kayserthums“.

Andererseits verstand Giovanni Antonio Cavazzi da Montecuccolo
1694 bei seiner historischen Beschreibung des „occidentalischen Mohrenlandes“ darunter neben anderen Gebieten die drei Königreiche Kongo, Matamba und Angola.

1728 erschien erstmals in Deutsch der Bericht von Bartolomeo de Rogatis Von dem Verlust des Königreichs Spanien und dessen Wieder-Eroberung aus denen Händen der Mohren, womit wiederum die Mauren gemeint sind.

1894 wurde das Buch Dr. Adschai Samuel Crowther, der erste evangelische Neger-Bischof, oder Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott veröffentlicht.

Hier liegt also auch Nigeria im Mohrenland.

Sogar Anfang der
1930er Jahre erschienen noch Titel wie

Als Mohrenland noch christlich war … (G. von Massenbach, 1933),

Der Erstling aus Mohrenland (Biographisches von Samuel Ali Hussein, 1932) oder

Altes und Neues aus dem Mohrenland (Kirchen- und Missionsgeschichtliches von Christoph Schomerus, 1934), wobei hier sowohl „Mohr“ und „Neger“ austauschbar werden als auch zunehmend ganz Afrika zum „Mohren-“ bzw. „Negerland“ wird.

Mohren in der europäischen Kulturgeschichte

Sibylle Agrippina

Die
Sibylla Agrippina wird als einzige unter den Sibyllen als Mohrin im Purpurgewand dargestellt, zum Beispiel durch den flämischen Maler Jan van den Hoecke (1611–1651).

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Biblische Gestalten

Da Luther in seiner Bibelübersetzung die Kuschiter generell mit Mohren identifizierte, gelten heute auch einige biblische Gestalten als Mohren bzw. Mohrinnen. Dagegen sprechen die Einheitsübersetzung von Kuschitern und die King James Bible von Äthiopiern.

Die Frau des Mose

Mose heiratete die Kuschitin Zippora.
Die entsprechende Passage in Numeri 12,1 LUT heißt bei Luther:

Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum dass er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte“.

Serah, der Mohr, und Tirhaka, König der Mohren

Auch beim kuschitischen Heereszug gegen König Asa (2 Chr 14,7–8 LUT) ist bei Luther vom „Sieg Asas über die Mohren“ die Rede und von deren Anführer „Serah, der Mohr“.

Nach Pierer’s Universal-Lexikon von 1857 handelt es sich um einen
ägyptischen König, der bei den klassischen Schriftstellern Osorthon heiße und um 950 v. Chr. von Asa besiegt worden sei.

In 2 Kön 19,9 LUT und in Jes 37,9 LUT nennt Luther Thirhaka „
König der Mohren“ bzw. „der Mohren König“.

Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Taharqa,
König von Kusch bzw. Nubien, der von um 690 bis 664 v. Chr. regierte.

Äthiopischer Kämmerer

In der Apostelgeschichte (Apg 8,26 LUT) ist von einem äthiopischen
Kämmerer der Königin Kandake – bei Luther aus dem „Mohrenland“ – die Rede, der vom Diakon Philippus getauft wird.

Dieser Mohr gilt als
Gründer, Philippus als Vater der äthiopischen Kirche.

Schon der Kuschite, bei Luther „Mohr“, Ebedmelech war zu Zeiten des Propheten Jeremia als Hofkämmerer beschäftigt (Jer 38–39 LUT).

Er rettet den Propheten aus der Zisterne.

Die Darstellung der „Taufe des Kämmerers“ wurde im 16. und 17. Jahrhundert speziell in den Niederlanden ein beliebtes Sujet, unter anderem bei Abraham Bloemaert (1566–1651) und Rembrandt (1606–1669).

Die Mohrin im Hohenlied Salomos und die Königin von Saba

Anders verhält es sich in Bezug auf das Hohelied, das traditionell dem König Salomo zugeschrieben wird. Er beschreibt dort seine Geliebte als dunkelhäutig (Hld 1,5–6 EU):

„Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. Sehet mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt.“

Daraus wurde geschlossen, dass es sich bei der Frau um eine Mohrin handele. Sie wird traditionell mit der
Königin von Saba identifiziert.

Daher haben mittelalterliche Künstler die
Königin von Saba als Mohrin gemalt. Eine frühe und recht eindrückliche Darstellung findet sich im romanischen Verduner Altar in Klosterneuburg aus dem Jahr 1181.

Ebenfalls am Ende des
12. Jahrhunderts schuf Benedetto Antelami (um 1150 – um 1230) in Parma eine Statue der Königin. Er gestaltete sie als mittelalterliche Prinzessin, dunkelhäutig und mit blondem Haar.

Schwarze Madonna

Vermutlich in der allegorischen Übertragung des
Hohenliedes auf Jesus (Gott) und Maria (Kirche) und in Anlehnung an die Darstellungen der Königin von Saba kam es zu Darstellungen von Maria, der Mutter Jesu von Nazaret, als Mohrin.

Die ältesten, der Legende nach wie viele Ikonen dem Evangelisten Lukas zugeschriebenen Bildnisse von Schwarzen Madonnen stammen wohl aus dem
6. bis 9. Jahrhundert, die entsprechenden Statuen aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Die Tradition von Oropa im Piemont erzählt davon, dass der heilige Bischof Eusebius von Vercelli († 381) im
4. Jahrhundert nach seiner Teilnahme am Konzil von Nicäa eine Schwarze Madonna mitgebracht und in die von ihm gegründete Klosterzelle gebracht habe.

Die heute dort verehrte Statue stammt eher aus dem 13. Jahrhundert.

Der Mohr der Heiligen Drei Könige

Einer der Heiligen Drei Könige wird seit dem
12. Jahrhundert, verstärkt seit etwa Anfang des 14. Jahrhunderts, als schwarzer Afrikaner dargestellt.

Hintergrund ist die ältere Auffassung von Augustinus und Hrabanus Maurus, dass die
drei Könige Nachfahren der drei Söhne Noachs seien und die drei damals bekannten Erdteile repräsentieren.

Je nach Region und Tradition unterschiedlich wird
Caspar – der „jüngste“ König, der Myrrhe bringt –, Melchior oder Balthasar als Mohr dargestellt.

Zunächst war es wohl überwiegend Balthasar, der auch als König von Saba aufgefasst wurde, doch später in der Volkstradition am häufigsten Caspar, der diese Kennzeichnung erhielt.

Die Volkstradition kann sich dabei auf Pseudo-Bedas Codex Vaticanus (traditionell ins
10. Jahrhundert datiert) berufen, wo Kaspar als Mohr bezeichnet wird.

Melchior wird unter anderem in der Geschichte
Warum der schwarze König Melchior so froh wurde von Karl Heinrich Waggerl so beschrieben.

Diese Auffassung wurde im
Mittelalter auch im Ingeram-Codex von 1459 vertreten.

Die dunkle Hautfarbe des Königs entstammt wohl einer Fehldeutung eines überlieferten Textes. Dennoch hat sich die Darstellung eines Königs als Mohr in der bildenden Kunst bis heute erhalten.

Insbesondere in der Gotik- und Renaissance-Malerei nördlich der Alpen entwickelte sich der dunkelhäutige nach und nach zum schwarzen König, gegen Ende des
15. Jahrhunderts zunehmend mit einer kontrastreichen hellen Kleidung.

Während im Ingeram-Codex König Melchior ein
Mohrenwappen führt, ist es in einem Tiroler Wappenbuch aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts der selbst hellhäutig dargestellte König Balthasar.

Im religiösen Brauchtum rund um das
Dreikönigsfest, insbesondere beim Sternsingen, wird traditionell ein König geschwärzt. Auf diesen Brauch abhebend, zeigen mehrere bundesdeutsche Briefmarken einen Mohrenkönig.

Heiliger Mauritius

Der hl. Mauritius († um 290) wurde – ähnlich wie auch der heilige Maurus – aufgrund seines Namens in langer Tradition als Mohr gesehen.

Nicht selten wurde im deutschen Alltagssprachgebrauch aus dem
Vornamen Mauritius bzw. Maurus die geschliffene Kurzform Mohr.

Mauritius war zunächst Schutzpatron Burgunds.

Am
21. September 937, am Vorabend des Festes des heiligen Mauritius, gründete der im Jahr zuvor zum König gekrönte Otto I. in Magdeburg in Anwesenheit von zwei Erzbischöfen, acht Bischöfen und zahlreicher weltlicher Adliger das Mauritiuskloster.

Nach seiner Heirat mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, im
Jahr 951 erhielt Otto I. von deren Bruder König Konrad III. von Burgund zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des hl. Mauritius aus der Abtei Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis, die er ins Mauritiuskloster brachte.

955 ließ er den ersten Magdeburger Dom bauen, der der hl. Katharina von Alexandrien und dem hl. Mauritius geweiht ist. Historischer Hintergrund ist wohl der Sieg gegen die Ungarn auf dem Lechfeld von 955, den Otto auf die Hilfe des hl. Mauritius zurückführte.

962 ließ Otto I. sich im Zuge seiner Krönung zum Kaiser von Papst Johannes XII. auch das Fest des Heiligen bestätigen.

Zur Zeit der Ottonen und Stauferkaiser breitete sich die
Verehrung von Mauritius in ganz Deutschland aus, er wurde zum Reichsheiligen und zum vom Hochadel bevorzugten Kriegerheiligen. Unter anderem wurde die von ihm der Legende nach übermittelte Heilige Lanze als Reichskleinodie in wichtigen Kriegszügen des Reiches vorangetragen.

Vom
12. Jahrhundert an fand die Salbung des Kaisers im Petersdom zu Rom am ursprünglich von Otto I. gestifteten Mauritius-Altar statt.

Der Mauritiuskult in Magdeburg blühte unter Erzbischof Wichmann von Seeburg wieder auf, ab
1209 im nach der Feuerzerstörung (1207) unter Erzbischof Albrecht I. von Käfernburg neu errichteten Dom.

Darin befindet sich eine Vielzahl von Mauritiusdarstellungen, auch
eine der ältesten figürliche Statuen, die ihn als Mohr zeigt (um 1250).

Zunächst vereinzelt – zum Beispiel in der Deutschen Kaiserchronik aus dem
12. Jahrhundert – vom späten 14. Jahrhundert an immer häufiger wird Mauritius als Mohr dargestellt und gilt seither auch als Patron aller Handwerker, die mit Farben zu tun haben.

Ihm wurden immer häufiger
neue Kirchen geweiht.

Immer häufiger wurde er
Wappenfigur auf den Schildern von Adelsgeschlechtern und Städten – darunter am bekanntesten die Adelsfamilien Wolffskeel und Grumbach sowie die Stadt Coburg.

Der Heilige findet sich auch auf dem ältesten Siegel der Stadt Ingolstadt von
1291, aber wohl noch nicht als Mohr. Die Stadtpfarrkirche St. Moritz zu Ingolstadt trägt wohl seit dem 13. Jahrhundert dieses Patrozinium, enthält aber ebenfalls keine Mohren-Darstellungen.

Ein von Hans Mielich (
1516–1573) gemalter Ritter-Mohr Mauritius findet sich dagegen im Hochaltar des Ingolstädter Münsters.

Die Kombination von Mohrenkönig und dem hl. Mauritius als Mohr erscheint auf dem
Dreikönigsaltar von Hans Baldung aus dem Jahr 1507, der sich heute in den Staatlichen Museen Berlins befindet.

Gemalt wurde er für den Halleschen Dom. Für dieselbe Kirche malte Matthias Grünewald (
1475–1528) im Auftrag des Erzbischofs von Magdeburg die Erasmus-Mauritius-Tafel, auf der der Mohr als Reichspatron und Patron des Erzstifts Magdeburg mit einer Prunkrüstung Kaiser Karls V. erscheint.

Moses, der Äthiopier

Moses der Äthiopier bzw. der Schwarze war ein
Einsiedlermönch in Ägypten, Glaubensbote bei den Sarazenen und späterer Bischof.

Er wurde um
320 in Äthiopien geboren und starb dort um 390/395.

Als Äthiopier hatte er dunkle Hautfarbe und wurde daher traditionell als „Mohr“ dargestellt.

Er ist der erste namentlich bekannte schwarzafrikanische Heilige und gilt als Patron der Afroamerikaner.

Belakane

Die schöne Sarazenenkönigin Belakane in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist eine Mohrin.

Ihr und Gahmurets Sohn Feirefiz wird als Elster-Mischling vorgestellt („schwarz-weiß-gescheckt“). Der Sohn von Feirefiz und Repanse de Schoye wird der Priesterkönig Johannes sein. Die Spekulationen über einen historischen Hintergrund dieser Figuren sind vielfältig und umstritten.

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Ludwig der Mohr und Alessandro de’ Medici

Der Mailänder
Herzog Ludovico Sforza (1452–1508) hat bei den Italienern den Beinamen il Moro („der Dunkle“), ebenso wie der Florenzer Herzog Alessandro de’ Medici (1510–1537), wobei bei ihm il Moro meist mit „der Maure“ wiedergegeben wird.

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Der Mohr von Venedig

Der Mohr von Venedig, der später durch Shakespeares Schauspiel Othello (um 1604, gedruckt 1622), Karl Meisls Theaterstück Othellerl, der Mohr von Wien oder Die geheilte Eifersucht (1806) und durch die Opern von Gioacchino Rossini (1816) und Giuseppe Verdi (Otello, 1887) bekannt wurde, war ursprünglich nur dem Familiennamen, nicht der Hautfarbe nach ein Mohr.

Shakespeare hatte die Novelle Un Capitano Moro aus den Degli Hecatommithi (1565) von Giambattista Giraldi († 1573) als Grundlage verwendet.

Die Moral dieser Novelle zielte auf die vermeintliche Torheit europäischer Frauen, wenn sie temperamentvolle Männer anderer Völker heiraten.

Historisches Vorbild dieser Novelle war Cristofalo Moro, der
1505 als Gouverneur der Republik des heiligen Markus nach Zypern zog, um die Insel gegen die Osmanen zu verteidigen. Während Othello bei Giraldi seine Frau aus Eifersucht ermordet und dieser Mord später von deren Verwandten gerächt wird, tötet er sich bei Shakespeare nach Einsicht in seinen Irrtum selbst.

Der historische Capitano Moro dagegen kehrte nach drei Jahren nach Venedig zurück, wobei seine Frau auf der Rückfahrt starb, was ihn in tiefe Trauer stürzte.

Während Giraldi eindeutig von der „negrezza“ des Mohren sprach, ist es in der Shakespeare-Forschung umstritten, ob die Bezeichnung „
moor“ mehr auf die Herkunft, die Kultur oder die Hautfarbe oder eine Mischung daraus zielt.

1692 wurde vom Kapuziner-Missionar Dionigi de Carli eine von diesem Komplex unabhängige Schrift mit dem Titel Der nach Venedig überbrachte Mohr in Deutsch veröffentlicht.

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Benedikt der Mohr

Benedikt der Mohr (um 1526 in San Fratello bei Messina in Italien; † 4. April 1589 in Palermo auf Sizilien) wurde als Kind von äthiopischen Sklaven in Sizilien geboren, wirkte später als Mönch auf Sizilien und Ordensoberer in Palermo. Er wurde 1807 von der katholischen Kirche heiliggesprochen.

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Der Mohr Peters des Großen

Der Mohr Peters des Großen mit Namen
Abraham Petrowitsch Hannibal († 1781) war ein abessinischer Fürstensohn und Vorfahr von Alexander Sergejewitsch Puschkin, der dessen Leben später in einem Roman ausgestaltete.

Hannibal kam zunächst als Sklavenkind an den osmanischen Sultanshof nach Konstantinopel und dann über den Gesandten Tolstoi
als Sekretär an den Zarenhof, wo er 1705 – mit dem Zaren als Paten – getauft und später von diesem wie sein eigener Sohn geliebt wurde.

Herangewachsen nahm er eine militärische Laufbahn, fiel aber in Ungnade, als er sich nicht verheiraten lassen wollte. 1976 entstand über ebendiesen Mohren im Stile eines Märchens der sowjetische Film Wie Zar Peter seinen Mohren verheiratete von Alexander Mitta.

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Schwarzer König beim Schach

In mittelalterlichen Schachbüchern wird der
Schwarze König als Mohr charakterisiert, so zum Beispiel im Konstanzer Schachzabelbuch von 1479 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien).

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Der Mohr von Riedlingen

Die Fasnet in Riedlingen an der Donau kennt einen Mohren, die Riedlinger selbst sind die dazugehörigen „
Mohrenwäscher“.

Für diesen Umstand wird folgende Geschichte als Begründung angeführt:

In Riedlingen gastierte einmal ein Zirkus, bei dem unter anderem ein Schwarzer, ein „Mohr“ war. Da die Einwohner Riedlingens bislang noch nie einen Schwarzen gesehen hatten, glaubten sie, es handle sich dabei um einen Weißen, der sich nicht gewaschen habe. Sie packten ihn, brachten ihn zum Marktbrunnen und versuchten, den Mohr weiß zu schrubben, was jedoch nicht gelingen wollte.

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Mohren in der Heraldik

Der
Mohr als Wappenbild wurde schon früh in die Heraldik eingeführt. Der Mohr ist als „gemeine Figur“ in vielen Wappenschilden und im Oberwappen vertreten.

Beispiele sind das Wappen von Papst Benedikt XVI., vom Hochstift Freising oder das Wappen der Pappenheimer.

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Literatur und Kunst

Neben Othello, dem Mohren von Venedig, gibt es in Literatur und Theater zahlreiche weitere Motive:

Hermann von Sachsenheim:
Die Mohrin

Friedrich Schiller:
Der Mohr von Tunis

Das geflügelte Wort „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ lautet im Original:

Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“

Friedrich Schiller legte diesen Satz in den Mund des Spitzbuben Muley Hassan, des
Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua). Gerhard Stadelmaier hat darauf hingewiesen, dass Schillers Original keineswegs das Sprichwort rechtfertigt, da „Schuldigkeit“ eine gegenüber „Arbeit“ andere Bedeutung habe.

Heinrich Hoffmann:
Moritat von den schwarzen Buben

Bekannt ist auch die Moritat „von den schwarzen Buben“ aus dem Kinderbuch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann (1845):

„Es ging spazieren vor dem Tor / ein kohlpechrabenschwarzer Mohr …“,

in der sich Kinder über einen Mohren wegen seiner Hautfarbe lustig machen, dann jedoch vom „großen Nikolas“ in ein Tintenfass getunkt werden.

Sie werden also zur Strafe „viel schwärzer als das Mohrenkind“ gemacht.
Die Geschichte dient der antirassistischen Erziehung, aber der schwarze Knabe wird als stereotyper Schwarzafrikaner (barfuß, dicklippig, krauses Haar, nackt bis auf eine kurze Hose) dargestellt;

jedoch mahnt der Dichter:

„Ihr Kinder, hört mir zu, und lasst den Mohren hübsch in Ruh! Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr?“

Heinrich Heine:
Der Mohrenkönig

Heinrich Heine veröffentlichte
1844 das Gedicht Der Mohrenkönig in seiner Gedichtsammlung Romanzero. Und in seinem Wintermärchen Caput 14 stehen die Heiligen drei Könige stellvertretend in der Kritik, darunter auch Herr Gaspar, der König der Mohren.

Der Mohrenkönig von Heine ist eine Weiterfabulierung der Ballade Der Mohrenfürst von Ferdinand Freiligrath, vertont von Carl Loewe.

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Weitere Mohren und Mohrinnen in der Weltliteratur

Mohren und Mohrinnen, als solche bezeichnet, spielen außerdem in folgenden Werken eine bedeutende Rolle:

• Giambattista Basile (1575–1632):
Das Pentameron.

• William Shakespeare:
Titus Andronicus.
Tragödie (zwischen 1589 und 1592) (der Mohr Aaron)

• Edward Young:
Die Rache. (1732)

• Friedrich Hildebrand von Einsiedel:
Die Mohrin.
Lustspiel. Übersetzung nach Terenz.

• Ernst Lorenz Michael Rathlef:
Die Mohrinn zu Hamburg.
Tragödie, 1775.

• Friedrich Julius Heinrich von Soden:
Die Negerin oder Lilliput II. 1789

• Friedrich Wilhelm Ziegler:
Die Mohrin.
Schauspiel in vier Aufzügen, 1802.

• Josef Alois Gleich:
Der Mohr von Semegonda.
1805.

• Christian Dietrich Grabbe:
Herzog Theodor von Gothland.
(dort der Drahtzieher Berdoa), 1822.

• Johanna Satori-Neumann:
Die Mohrin.
Roman, 1854. Scan bei Google Books

• Wilhelm Busch:
Die Rache des Elephanten
1863 und
Fipps, der Affe 1879, Bildergeschichten.

• Georg Horn:
Der Mohr von Berlin.
Roman, 1886.

• Anton Ohorn:
Der Mohr von Jena
und andere Erzählungen. 1916.

• Carry Brachvogel:
Der Mohr der Dubarry.
1925.

• Gertrud Fussenegger:
Mohrenlegende.
Eine Weihnachtsgeschichte. 1937.

• Hermann Kesten:
Der Mohr von Kastilien.
Um die Krone. Roman, 1956.

• Hans Dieter Schwarze:
Der Mohr von Brandenburg.
Komödie, 1960.

• Werner Bergengruen:
Die Schwestern aus dem Mohrenland. Erzählung, 1963.

• Tankred Dorst:
Die Mohrin.
Theaterstück, 1964.

• Ruth Hoffmann:
Der Mohr und der Stern.
1966.

• Gisela Frankenberg:
Der blaue Mohr.
1968.

• Lukas Hartmann:
Die Mohrin.
Roman, 1995.

• Jürgen Vogler:
Der Mohr von Plön.
Roman (nach wahrer Begebenheit), 2012.

Im Jugendbuch
Mohr und die Raben von London von Vilmos Korn und Ilse Korn tritt Karl Marx (seinem Spitznamen gemäß) in einer Nebenrolle als „Mohr“ auf.

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Musik

Neben den Othello-Opern sollten auch der
Mohr Monostatos aus der Zauberflöte von Mozart und Antonio Salieris Musikkomödie Il moro sowie dessen deutsche Oper Die Neger nicht vergessen werden.

Und der König der
Nubier Amonasro in Verdis Aida ist ebenfalls ein Mohr. Auch Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ließen am Ende des „Rosenkavaliers“ „einen kleinen Neger in Gelb“ auftreten, „ein Präsentierbrett mit Schokolade tragend“.

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Moriskentanz, Morris Dance, Moresken

Von den Mauren leiten sich auch die Morisken her sowie der nach ihnen benannte Tanz.

Mit den Moriskentänzern verwandt sind im Bereich der Volksmusik in England die sogenannten „
Morris dancers“. Dieser Morris Dance ist mit dem Square Dance verwandt.

Orlando di Lasso († 1594, München) schrieb neapolitanische Madrigale, die er
Moresken nennt und in denen neben Figuren der Commedia dell’arte auch „Mohren“ als Spaßmacher und exotisches Element vorkommen.

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Malerei und Skulptur

Im Bereich der bildenden Kunst sind hervorzuheben:

• die
Skulptur des Heiligen Mauritius im Magdeburger Dom (um 1240/50).

• Erasmus Grassers
Mohr im Ensemble von 16 Moriskentänzern (1480)

Höfischer Mohrentanz bei Fackelbeleuchtung 1517 in Augsburg (unbekannt, z. T. Dürer zugeschrieben)

Die Mohrin Katherina von Albrecht Dürer (1521)

der Mohr auf der Erasmus-Mauritius-Tafel von Matthias Grünewald (vor 1524)

• Mehrere Mohren auf Paolo Veroneses Gemälde
Das Gastmahl im Hause des Levi (1573), Accademia, Venedig

Der Kontrabass mit Mohrenkopf (um 1650) von Jakob Stainer, Absam.

zwei Mohrenbilder des Amsterdamer Malers Nicolaes Pieterszoon Berchem (1620–1683)

der Mohr mit Smaragdstufe von Johann Melchior Dinglinger und Balthasar Permoser (1720/24), der heute im Grünen Gewölbe in Dresden ausgestellt ist.

Die Dienstbotenrolle vieler Mohren in der Kolonialzeit hat sich auch in funktionellen Mohrenfiguren niedergeschlagen, zum Beispiel im sogenannten Rauchverzehrer-Mohr.

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Werbung

Der Sarotti-Mohr

Der 1868 von Hugo Hoffmann gegründete und 1881 durch Übernahme der „Confiseur-Waaren-Handlung Felix & Sarotti“ unter dem Namen Sarotti bekannt gewordene Schokoladenhersteller wirbt seit den 1920er Jahren mit dem „schokoladenbraunen Sarotti-Mohren“ als Firmenlogo.

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs entwarf die Werbeagentur des Grafikers Julius Gipkens anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Unternehmens, in Anlehnung an die erste Fabrikationsstätte in der Mohrenstraße, das erste Mohrenzeichen:

drei Mohren mit dem Tablett.

Am 27. August 1918 wurde das Markenzeichen angemeldet.

Die bis heute verwendete Gestalt erhielt der Mohr von Gipkens 1920 und wurde 1922 zur eingetragenen Marke. Die Werbefiguren trugen einen Turban und ein Tablett und sollten wohl ursprünglich auf die traditionelle Funktion von Mohren als Bedienstete des Hochadels anspielen. Möglicherweise sollen sie auch auf den Anbau von Kakao in Afrika verweisen (der meiste Kakao kam zu der Zeit allerdings aus Südamerika).

Denkbar ist auch, dass damit Sinnlichkeit und gesteigerte Genussfähigkeit assoziiert werden sollen, wie sie in stereotypen Vorstellungen den Bewohnern südlicher Länder zugeschrieben werden. (Wichtig ist in diesem Kontext der Kolonialismus, der in Europa Fantasien vom „sinnlichen Süden“ anregte).

Vielleicht geht die Nutzung des Mohren aber auch auf die Produktionsstätte der Neumann'schen Warenhandlung zurück; diese befand sich nämlich eine Zeit lang in der
Berliner Mohrenstraße.

Der Mohr trat seit
1918 (dem 50-jährigen Bestehen des Unternehmens) auf Produktverpackungen, in der Printwerbung wie auch ab 1964 in der Fernsehwerbung auf und wurde seither in zahlreichen Formen als Souvenir vermarktet.

Die Fabrik, bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin ansässig, ließ im Jahr 1950 einen
Sarotti-Mohren als Werbefigur aus vergoldeter Bronze in der Bildgießerei Noack herstellen.

Sie befindet sich im Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Seit
2004 bezeichnet die Firma Stollwerck den Sarotti-Mohren offiziell als Sarotti-Magier der Sinne. Die Figur wurde farblich umgestaltet und jongliert nun mit Sternen, statt ein Tablett oder eine rot-blaue Fahne zu tragen.

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Mohren bei Kaffeeröstereien

Im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl findet sich ein „Mohr“.

Der Meinl-Mohr trinkt Kaffee, trägt einen hohen roten Fez und die Uniform eines Hotelpagen oder Dienstboten.

Er wurde
1924 von dem Grafikdesigner Joseph Binder entworfen und 1965 zu einer abstrakteren Darstellung modernisiert. Auch mit ihm sollten Sinnlichkeit und eine „weltoffene“ und „exotische“ Atmosphäre von südländischen Hotels oder Kolonialherren-Anwesen assoziiert werden.

Für die USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch Gold ersetzt. In Europa präsentiert sich Meinl weiterhin mit dem traditionellen „Mohren“ mit rotem Fez.

Allerdings gibt die Firma offiziell an, der Mohr ähnele einem „sympathischen Barockengel“ und stehe daher für „die europäische Komponente“ der Firma.

Die
1883 gegründete Kaffeerösterei Machwitz aus Hannover verwendet ebenfalls ein Mohrenlogo mit drei Büsten hinter dem Firmensignet.

Der Tucher-Mohr

Der Kopf eines Mohren (es handelt sich vermutlich um eine Darstellung des
Hl. Mauritius) ist das Markenzeichen der Tucher Bräu aus Nürnberg.

Er wurde aus dem Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher von Simmelsdorf übernommen, als die Dr.-Lorenz-Tucher-Stiftung
1855 die bis dahin als „Königliches Bräuhaus“ firmierende, ehemals städtische Weißbierbrauerei erwarb.

„Lu“ von Lucaffé

Die norditalienische Firma Lucaffé, gegründet 1996 von Gian Luca Venturelli, stellt unter anderem Kaffee für Vollautomaten und Kaffeepads her. Die Mehrzahl der Produkte sind mit einem fröhlich lachenden Schwarzen names Lu geschmückt.

Er steht auf einem Bein und hält eine Kaffeedose in der Hand.

Daneben bietet das Unternehmen verschiedene Marketingprodukte ebenfalls mit der Abbildung des Mannes an.

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Mikrotoponyme (Kleinobjekts- bzw. -ortsnamen)

Das Wort Mohr ist immer wieder als Bestandteil von Namen für verschiedene Plätze, Stellen und Gebäude vorzufinden, dient also als Teil von Bauwerksnamen und von Ortsnamen im weiteren Sinne.

Grube Schwarzer Mohr

In der Nähe des bayerischen Ortes Dürrenwaid im Frankenwald gibt es eine aufgelassene und erschlossene Grube mit dem – eigentlich pleonastischen – Namen
Schwarzer Mohr.

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Apotheken, Gasthäuser, Brauereien, Häuser

„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien.

Mohrenapotheken gab oder gibt es zum Beispiel in:

Deutschland: Amberg, Aschaffenburg, Bad Königshofen im Grabfeld, Bad Langensalza, Bad Salzungen, Baesweiler, Bautzen, Bayreuth, Bergheim, Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Chemnitz-Bernsdorf, Celle, Coburg (seit 1955 in der Mohrenstraße), Dortmund, Eberbach, Erfurt, Erlangen, Frankfurt am Main, Friedberg, Fürth, Gelsenkirchen, Görlitz, Halle (Saale), Hamburg, Hanau, Hannover, Heidelberg, Heilbronn, Herne, Hofgeismar, Jüterbog, Karlstadt, Kassel, Kiel, Köthen (Anhalt), Konstanz (Apotheke seit 1788), Kulmbach (1563 eröffnet), Langenfeld, Leipzig-Wiederitzsch, Magdeburg, Mainz, Meerbusch, Meisenheim (erbaut im 16. Jahrhundert), Memmingen, Mühlhausen/Thüringen, München (seit 1438), Nördlingen, Nordhausen/Thüringen, Nürnberg zu St. Lorenz (erste urkundliche Erwähnung: 1442), Nürnberg-Südstadt, Osnabrück, Regensburg (1517–2016), Schmidmühlen, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Torgau (seit 1579), Ulm (seit 1568), Weiden, Weißenfels, Wolfsburg, Worms, Wuppertal und Zwickau

Großherzogtum Luxemburg: Stadt Luxemburg

Österreich: Bad Radkersburg, Graz-Gries, Krems an der Donau und Wien

Schweiz: Winterthur ZH

Deutschland und Österreich: Hier gibt oder gab es Mohrenbrauereien unter anderem in Bayreuth, Coburg, Dornbirn, Leutkirch im Allgäu (Brauereigasthof „Zum Mohren“), in Ravensburg, in Schwäbisch Gmünd („Drei Mohrenbrauerei“) und in Zwiefalten-Baach.
Gasthäuser, Restaurants, Hotels etc. mit einem Mohren
im Titel gibt es unter anderem:

in Deutschland: Das Volkshaus zum Mohren in Gotha, ein historisch bedeutsamer Versammlungsort, wurde 2007 abgerissen.

Außerdem finden sich entsprechende Lokalitäten in:

Aachen (Haus zum Mohren), Ansbach, Augsburg (Hotel Drei Mohren), Aulendorf, Bad Sachsa, Bayreuth (Brauereigasthof Mohren Bräu Bayreuth), Bonn (Haus im Mohren), Eisenberg (Gasthaus Zum Mohren), Erlangen (Mohrenkopf), Ettlingen (Drei Mohren), Flensburg, Gotha, Halle (Saale) (Gasthof Zum Mohr), Heidelberg (Großer Mohr und Kleiner Mohr), Isselburg, Kandel (Zu den drei Mohren), Kiel (Zum Mohrenkopf), Landsberg am Lech, Lauingen, München, Niederstotzingen, Oberpullendorf, Ottobeuren, Pegau, Poppenricht (Zu den Drei Mohren), Ravensburg, Riedlingen, Rottweil, Sindelfingen (3 Mohren) und Stuttgart (Drei Mohren)

in Österreich: Burgeis, Dornbirn, Leoben, Rankweil, Reutte, Salzburg

in der Schweiz: Willisau

in Südtirol: Prissian bei Meran, Reschen

Als Mohrenhaus sind bekannt:

• ein Herrenhaus in Radebeul, heute Kindergarten

• ein 1444 erstmals urkundlich erwähntes Gebäude in Bamberg

• das Grissemann-Haus in Lienz

• ein Haus im III. Wiener Gemeindebezirk, das Angelo Soliman für zehn Jahre besessen hat

• ein Gebäude in Schongau, heute Seniorenwohnanlage

• weitere Gebäude in Dresden, Euren und Schwabsoien

In Erfurt gibt es ein
Haus zum Mohrenkopf. In Dinkelsbühl gibt es eine Metzgerei Drei Mohren mit entsprechendem Nasenschild.

In Eisenberg (Thüringen) gibt es neben dem erwähnten Gasthaus und dem
Mohrenbrunnen auch eine Bäckerei namens Mohren Backstübl.

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Straßen, Plätze, Orte und Brunnen

Bekannt ist die Mohrenstraße in Berlin, die um 1700 nach Afrikanern benannt wurde, die als Sklaven nach Deutschland verschleppt wurden und in Berlin dort wohl untergebracht waren.

Viele von ihnen wurden ab 1707 beim preußischen Militär als Spielleute ausgebildet.

Die Firma Sarotti hatte in der Mohrenstraße 10 von 1881 bis 1913 ihren Hauptsitz und entwickelte unter anderem aus diesem Umstand heraus ihre Werbefigur, den
Sarotti-Mohren.

2004 hat die PDS erfolglos einen Antrag auf Umbenennung der Straße gestellt, weil der Name rassistisch sei. Heute haben in der Mohrenstraße das Bundesministerium der Justiz, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtsfragen ihren Sitz.

Es gibt Mohrenstraßen, Mohrenplätze und Mohrenbrunnen in vielen anderen deutschen Orten.
In Italien gibt es seit
1575 eine Fontana del Moro in Rom auf der Piazza Navona. Sie wurde 1655 von Giannantonio Mari nach Zeichnungen von Gian Lorenzo Bernini umgestaltet und zeigt den Kampf zwischen einem Mohren (eigentlich ein muskulöser Triton) und einem Delfin.

Außerdem gibt es eine Fontana
dei quattro mori im Garten der Villa Lante (Bagnaia).

Ein Denkmal mit vier Mohren gibt es außerdem in Livorno und in Marino. In Anlehnung an dieses Motiv nennt sich heute ein bekannter Rotwein aus Castel de Paolis
I quattro mori.

In der Schweiz befindet sich ein
Mohrenbrunnen in Schaffhausen und Stein am Rhein.

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„Schwarzer Mann“ – "Schwarzer Peter"

Auch die Figur des Schwarzen Mannes, so zum Beispiel als Kinderschreck im Kinderspiel Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? gehört in diesen Zusammenhang.

Dabei ist es unklar, worauf genau der „schwarze Mann“ sich bezieht.

Die angebotenen Deutungsmöglichkeiten reichen von einer biosoziologischen Erklärung über Tod, Teufel, Köhler und Schornsteinfeger bis direkt zum Mohren.

Wahrscheinlich ist jedoch, dass diese Figur zunächst nicht für dunkelhäutige oder verrußte Menschen steht, sondern allgemein für das dunkle Angstmachende und Böse („Butzemann“, im Englischen „Bogeyman“, siehe auch „Oger“ und „Puk“).

Die mittelalterliche Vorstellung vom Teufel als schwarzem Mohr wurde erst allmählich durch die Vorstellung vom „roten Teufel“ abgelöst.

Eine Verbindung könnte auch bestehen zum holländischen „
Zwarte Piet“ (Schwarzer Peter), der im niederländischen Brauchtum vergleichbar dem Krampus oder dem Knecht Ruprecht den aus Spanien von den Mohren (Mauren) kommenden hl. Nikolaus von Myra bei seinen Kinderbesuchen begleitet.

Der „Zwarte Piet“ hatte dabei im
19. Jahrhundert einen Teufel als Knecht abgelöst. Eine Legende besagt, dass Sinterklaas einst einen Sklavenjungen namens Petrus freigekauft hatte, der dann aus Dankbarkeit beim Bischof geblieben sei.

Der Brauch führt in den Niederlanden immer wieder zu öffentlichen Rassismus-Debatten.

Das bekannte
Kartenspiel „Schwarzer Peter“ dagegen stammt wohl aus dem Biedermeier um 1830. Ob es an den Nikolausbegleiter „Zwarte Piet“ oder an den Zeitgenossen und Kumpan des Schinderhannes, den Räuber Johann Peter Petri (1752 – nach 1812), der auch unter dem Namen „der alte Schwarzpeter“ oder „Schwarzer Peter“ bekannt war, ist unklar.

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Bezeichnungen in Flora, Fauna, Chemie und Alchemie

Pflanzen und Pilze

Die Wörter Mohrrübe bzw.
Möhre und Mohr haben keine gemeinsame etymologische Herkunft; Möhre geht auf westgermanisch „murhōn“ „Möhre“ zurück, Mohr auf lateinisch maurus.

Allerdings trägt die Wilde Möhre in der Mitte der Blütendolde eine durch Anthocyane schwarz/schwarzrot gefärbte „Mohrenblüte“. Die Mohrenhirse (Sorghum bicolor) wie auch der Mohrenpfeffer (Xylopia aethiopica) erhielten die Bezeichnung wegen ihrer Herkunft aus Afrika.

Die Wilde Malve wird mitunter auch Mohrenmalve genannt, der Ungarn-Salbei auch Mohrensalbei.

Die Laubmoos-Art Andreaea rupestris wurde früher auch als Mohrenmoos bezeichnet.

Der Mohrenkopfmilchling (Lactarius lignyotus) erhielt seinen Namen wegen seiner Farbe. Die Wortbildung von Morcheln „kleine Möhren“ könnte wegen der dunklen Köpfe einiger Arten von vulgärlateinisch mauricula „Kleine Mohrin“ beeinflusst sein.

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Tiere

Taxonomische Bezeichnungen mit „aethiop(i)s“ bzw. „aethiopiacis“ (griech. für „wachsend im Mohrenland“ oder „durch die Sonne versengt“) können auf „mohrenhaftes“ Aussehen verweisen.

In der Gattung Erebia gibt es eine Anzahl von Arten, die auf Grund ihrer vorwiegend dunkelbraun gefärbten Flügel als Mohrenfalter bezeichnet werden, so der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops).

Im Deutschen sind zudem die Bezeichnungen

Mohrenkaiman (Melanosuchus niger), Mohrenklaffschnabel (Anastomus lamelligerus), Mohrenkopfpapagei (Poicephalus senegalus), Mohrenkopfschimmel und Mohrenköpfle verbreitet.

Der Altdeutsche Mohrenkopf ist eine Taubenrasse aus der Gruppe der Farbentauben. Mohrenkopf ist zudem eine standardisierte Bezeichnung eines Zeichnungsmusters der Haushühner. Die Äthiopische Grünmeerkatze (Chlorocebus aethiops) wird mitunter Mohrenaffe genannt.

Im Englischen gibt es einen Black Moor Goldfish.

Ferner tragen den Mohr im Namen u. a. der Mohrenmaki (Eulemur macaco), der Mohrenmakak (Macaca maura), der Mohrenibis (Phimosus infuscatus), die Mohrenweihe (Circus maurus), das Mohrenschwarzkehlchen (Saxicola caprata), der Mohrenpirol (Oriolus hosii), die Mohrenlerche (Melanocorypha yeltoniensis), die Mohrenralle (Amaurornis flavirostris) sowie der Mohrenhonigfresser (Myzomela nigrita).

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Chemie, Alchemie

Der Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann zählt in seinem von
1793 bis 1798 herausgegebenen „Apothekerlexikon“ einige Stoffe auf, deren deutsche Bezeichnungen mit Mohr kombiniert wurden.

Sie sind bereits vor Hahnemann in der Alchemie und Chemie, seit ihm vor allem in der Homöopathie verbreitet:

• Salvia aethiopis („Mohrensalbei“),

• Mercurius aethiops alcalisatus („alkalisierter Mohr“, Quecksilber, abgerieben mit Krebsstein),

• Aethiops antimonialis („Spießglanzmohr“, Verbindung aus rohem Spießglanz mit Quecksilber),

• Aethiops martialis („Eisenmohr“, im Wesentlichen Eisenoxyduloxyd),

• Aethiops martis Lemeryi („Lemery's Eisenmohr“),

• Aethiops mineralis empyrus oder apyrus bzw. Aethiops mercurialis („Mineralmohr“, „mineralischer Mohr“ oder „Quecksilbermohr“, entsteht durch Zusammenreiben des rohen Quecksilbers mit gleichen Teilen schmelzenden Schwefels, siehe auch Zinnober),

• Aethiops narcoticus („schlafmachender Mohr“ oder „Schlafmohr“),

• Mercurius aethiops saccharatus („Zuckermohr“, Quecksilber, abgerieben mit Zucker)

• Aethiops vegetabilis („Pflanzenmohr“, Blasentang, in verdeckten Geschirren schwarz gebrannt und zu Pulver gemacht)

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Sonstiges

Süßspeisen:

Mohrenkopf ist der Name eines kleinen runden Feingebäcks aus hellem Biskuit, das klassischerweise mit Vanillecreme gefüllt und mit Aprikosenmarmelade und Schokoladenguss überzogen ist.

Oft wird es in einer gefältelten Papierserviette angeboten.

Der Name leitet sich von der dunklen Farbe der Schokolade und der damals gängigen Assoziation mit „Mohren“ ab. In der Karnevalszeit werden Mohrenköpfe auch mit Gesichtern verziert und mit andersfarbigem Zucker- oder Nougatguss überzogen –

dann handelt es sich genau genommen nicht mehr um „Mohren“-köpfe.
Gelegentlich wurde die Bezeichnung „Mohrenkopf“ auch für die üblicherweise als „Negerkuss“ bekannten Schokoküsse verwendet, die aus einer mit Schokolade überzogenen weichen Baisermasse (französisch
„baiser“ = Kuss) auf einer Waffel bestehen.

Dieser Name stammt vermutlich aus den
1920er Jahren.

Die offizielle Bezeichnung wurde mittlerweile abgeändert, um dem Vorwurf eines rassistischen Ursprungs zu begegnen.
Die österreichische Schokoladen-Mehlspeise
Mohr im Hemd ist ebenfalls von der Bezeichnung Mohr abgeleitet.
Des Weiteren wird Softeis mit Schokoladenüberzug oftmals „
Eismohr“ genannt. Auch die Süßspeise Mohr im Hemd wird in Kombination mit Vanille-Eis als „Eismohr im Hemd“ bezeichnet.

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Mohrle und Mohrenköpfle

Im süddeutschen Sprachraum werden schwarze Katzen und Hasen häufig „Mohrle“ genannt:

„Unsre Katz heißt Mohrle, hat ein schwarzes Ohrle, hat ein schwarzes Fell …“

Das Schwäbisch-Hällische Landschwein wird dort auch als „
Mohrenköpfle“ bezeichnet. Eine Biersorte der Haller Löwenbräu heißt in Anlehnung an diese Tiere ebenfalls Mohrenköpfle.

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Missionsspardose

Bis in die 1960er waren sogenannte "
Nickneger" als Missionsspardose in Deutschlands Kirchen und Schulen gebräuchlich.

Der Name rührte daher, dass beim Einwerfen einer Münze in die Spendendose in Form eines kindlichen Schwarzen diese Figur als Zeichen des Dankes mit dem Kopf nickte.

Es gab auch Dosen in Form von
Chinesen, Indianern, Mexikanern oder Indern. Häufig wurden diese Dosen in der Adventszeit zusammen mit den Weihnachtskrippen aufgestellt.

Aufgekommen sind diese Spardosen während der deutschen Kolonialzeit, und die Spende galt der Bekehrung der Heiden zum Christentum. Häufig fanden sich Reime wie der folgende unter
oder an der Dose:

Ich war ein armer Heidensohn!
Nun kenn ich meinen Heiland schon
Und bitte darum Jedermann
Nehmt Euch der armen Heiden an.

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Alkoholika

Ein
Biermischgetränk aus Cola und Hefeweizen wird in Süddeutschland, Tirol, Oberösterreich und Teilen der Schweiz mitunter als Mohr oder Neger bezeichnet.

Ein aus Eisenberg stammender
Kräuterlikör trägt den Namen Eisenberger Mohrentropfen.

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Geldbezeichnungen

Als Vor- und Beiformen der Bezeichnung
Negergeld sind mehrere Wortbildungen mit dem Bestandteil Mohr belegt.

Als
Mohrengeld wurden Glasperlen bezeichnet, die aus dem Böhmerwald und dem Fichtelgebirge nach Afrika exportiert wurden.
Mohrische Münzen hießen ab dem
17. Jahrhundert Zahlungsmittel in Asien und Afrika, auch für Kaurigeld, das zudem die englische Spottbezeichnung blackamoor’s tooth trug, deutsch etwa Schwarzmohrenzahn.

Als
Möhrchen oder Mauriculus wurden zudem Kleinmünzen bezeichnet, die seit dem Spätmittelalter im Rheinland umliefen.

Wir danken den Autoren von Wikipedia für ihr Engagement des
Beitrages ∞ 
Mohr , welcher sehr ausführlich und sachlich dargestellt und für die ∞ Weiternutzung des Beitrages


Es gibt das noch etwas.

Ein Restaurant. War schon einige Male in der Presse, also nicht mehr unbekannt. Der Gründer und Inhaber hat auch schon einige Prominente bekocht.
Auf seiner Homepage lesen wir:

Der Mohrenkopf wies im Mittelalter diejenigen Häuser aus,
die als Fürstenherberge dienten.
Außerdem galt er als besonderes Zeichen für eine hervorragende Küche
und eine zuvorkommende Bewirtung.

 Wir möchten an diese alte Tradition anknüpfen und Ihnen, sehr geehrte Gäste,
einige Gaumenfreuden bereiten. Wir hoffen, dass Sie sich in unserem
Restaurant wohl fühlen und Sie unsere Speisen genießen 

Wenn Sie etwas zu feiern haben, z.B, Familienfeiern,Hochzeiten, Geburtstage,
Betriebsfeiern oder andere Veranstaltungen steht Ihnen das Mohrenkopf -
Team gern zur Verfügung.

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Andrew, Koch und Inhaber des Restaurantes "Zum Mohrenkopf"

Seine ∞ Homepage  

Ein Wort zum Abschluss dieses doch recht umfangreichen Beitrages, der an die Übereifrigen in der Gesellschaft gerichtet ist:

Ja, ich kann mich noch gut erinnern an die Zeit. Damals.

Sie wohnte unterm Dach. Es war eine kleine Kammer, mit einem Fenster. Sie war eine ruhige Nachbarin. Man hörte und sah von ihr nichts. Da konnte man nicht meckern. Wenn ich mich recht erinnere hat sie am Finanzamt gearbeitet. Ihre Eltern sind früh verstorben. Hatte sie mal erzählt.

Heute morgen ist sie abgeholt worden von ihnen. So um fünf, wenn ich mich recht erinnere. Es war auf alle Fälle draussen noch dunkel.

Ja, ja. Nett war sie ja, die Frau Mohr.
Der Nachname Mohr wurde ihr zum Verhängnis.



strick


Gedanken, Entdeckungen über Rassimus 2020

Beitrag ∞
Bezahlte Rassismushatz?
Beitrag ∞
Einmal Quer in ihrer Welt
Beitrag ∞
Gestatten? Neger.
Beitrag ∞
Gestatten? Mohr.

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